80 Prozent der ÖsterreicherInnen sagen “Nein” zu Atomstrom
Verfasst am 30.06.2011
Die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung lehnt die Geschäfte heimischer Energiekonzerne mit Atomstrom ab. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts market, die Greenpeace und GLOBAL 2000 vor dem bevorstehenden Anti-Atomgipfel in Auftrag gegeben haben.
80 Prozent der 500 befragten ÖsterreicherInnen sind demnach gegen den Handel mit Atomstrom durch heimische Energieversorger. 74 Prozent sprechen sich sogar dezidiert für ein entsprechendes Importverbot aus. "Mit dem aktuellen Umfrageergebnis formuliert die österreichische Bevölkerung eine deutliche Botschaft gegen das schmutzige und riskante Geschäft mit Atomstrom. Wir werden dafür sorgen, dass dieses Anliegen von der österreichischen Regierung gehört und umgesetzt wird", so Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit und GLOBAL 2000-Geschäftsführer Klaus Kastenhofer im Hinblick auf den für 1. Juli anberaumten Anti-Atomgipfel. An diesem werden Vertreter der österreichischen Bundesregierung, der Energiewirtschaft und der Umweltorganisationen teilnehmen.
Knapp Dreiviertel der befragten ÖsterreicherInnen würden für ein Importverbot von Atomstrom auch eine geringfügige Erhöhung des Strompreises in Kauf nehmen. Für die Geschäftsführer der Umweltorganisationen ist dieses Meinungsbild eine deutliche Aufforderung an die Politik: "Die österreichische Bevölkerung hat einen klaren Handlungsauftrag an die Bundesregierung formuliert. Jetzt liegt es an der Politik, ein Importverbot von Atomstrom zu erwirken und damit ihre Glaubwürdigkeit in der Anti-Atompolitik unter Beweis zu stellen", so Alexander Egit, und Klaus Kastenhofer ergänzt: "Ein österreichisches Importverbot von Atomstrom würde weitgreifende Auswirkungen auch auf grenznahe AKWs haben und Österreich als europäischen Vorreiter positionieren. Der Atomindustrie könnte man so einen Strich durch die Rechnung machen und damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der österreichischen Bevölkerung vor Atomunfällen leisten."
Für Länder, die Atomstrom zu Exportzwecken produzieren, ist Österreich ein äußerst lukrativer Markt: Jährlich wird Atomstrom in einem Ausmaß importiert, das der produzierten Strommenge von zwei Atomreaktoren entspricht. Lediglich 14 Prozent der ÖsterreicherInnen fühlen sich laut Umfrage sehr gut über diese Geschäftspraxis informiert. Deshalb fordern die Umweltorganisationen zukünftig klarere Information über die Stromherkunft. "Die mangelhafte Transparenz der österreichischen Stromanbieter ist ein unhaltbarer Zustand, der es bewussten StromkundInnen erschwert ökologischen Strom zu beziehen", so Greenpeace-Geschäftsführer Egit und GLOBAL 2000-Geschäftsführer Kastenhofer fordert: "Eine transparente, klar verständliche Kennzeichnung muss zukünftig selbstverständlich sein, denn auch wenn in Österreich hoffentlich bald kein Atomstrom mehr durch die Leitungen fließt, so bleiben ökologische Unterschiede zwischen den einzelnen Stromanbietern doch bestehen."