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Wirtschaftsblatt – Es lebe der Wettbewerb bei Gas und Strom

Verfasst am 20.10.2011


Im Wirtschaftsblatt schreibt Manfred Haider zum Thema Preiserhöhungen bei Strom und Gas und durchblicker.at. Viele Energieanbieter nützten die wahlfreie Zeit für saftige Preiserhöhungen. Der Anbieterwechsel sei jedem Konsumenten geraten, um ordentlich Geld zu sparen. durchblicker.at biete für Konsumenten Vergleichsrechner zum Finden des besten Angebots.

Artikel zu Preiserhöhungen und Anbieterwechsel bei Strom und Gas

ANBIETERWECHSEL.
Die Versorger nützen die wahlfreie Zeit für saftige Preiserhöhungen. Den Anbieter kann man freilich immer wählen.

Es lebe die Stadt, mit diesem Slogan hatten die Wiener Stadtwerke die damals von der SPÖ allein regierte Stadt hochleben lassen. Jetzt, wo die nächste Gemeinderatswahl noch fern ist, bekommt die Wiener Bevölkerung die Rechnung für diese unterschwellige Partei-Propaganda ausgestellt. Die Preise für Wasser, Müllabfuhr, Fernwärme und Erdgas steigen kräftig.

TREUES VOLK.
Abgesehen von einem Wohnsitzwechsel gibt es vor dieser Gebührenlawine kaum ein Entrinnen. Selbst bei den Strom-und Gas-Netzen herrscht in ganz Österreich noch immer ein strenges Monopol. Anders ist die Situation bei den Strom-und Gas-Lieferanten, wo man bundesweit theoretisch aus 130 Strom- und 30 Gas-Anbietern wählen kann. Doch die Österreicher sind ein treues Volk. Nur 60.563 von 3,5 Millionen Stromkunden haben im ersten Halbjahr 2011 den Anbieter gewechselt, im Gasbereich waren es sogar nur 5015 unter 1,3 Millionen.

Laut E-Control-Vorstand Walter Boltz liegt die geringe Wechselbereitschaft daran, dass die Anbieter kaum Werbung für einen Wechsel machen. "Weil fast alle Anbieter im öffentlichen Eigentum stehen und gesellschaftsrechtlich irgendwo miteinander verschränkt sind. Man kauft kaum etwas im Leben, wo man nicht wenigstens ein bisserl Werbung dafür sieht", sagt er. In Deutschland liege die Wechselbereitschaft drei-bis viermal so hoch, in Skandinavien vier-bis fünfmal und in England würden sogar 30 Prozent der Kunden pro Jahr den Anbieter wechseln.

GANZ EINFACH.
Andererseits gibt es viele Kunden, die die vermeintlichen Unannehmlichkeiten eines Anbieterwechsels scheuen. Dabei ist das Prozedere ganz einfach. Zuerst sucht man per wenigen Mausklicks mittels Tarifkalkulator der Regulierungsbehörde E-Control (www.e-control.at) den günstigsten Anbieter heraus, drückt den Strom- oder Gas-Liefervertrag aus, füllt ihn aus und schickt ihn an den neuen Anbieter, der mittels erteilter Vollmacht auch gleich die Abmeldung vom bisherigen Lieferanten übernimmt. Lieferunterbrechung mit Energie gibt es keine, wie Boltz versichert. Der Kunde merkt gar nichts vom Wechsel, außer eben, dass die Gas- oder Stromrechnung künftig weniger üppig ausfällt.

LOCKANGEBOTE.
Im Strombereich ist laut E-Control-Preismonitor die Einsparmöglichkeit beim Wechsel vom lokalen zum günstigsten Anbieter in Oberösterreich am größten. Wer dort von der Energie AG OÖ zum Verbund wechselt, der erspart sich bei einem Jahresverbrauch von 500 kWh immerhin 89,40 € im Jahr. Anzumerken ist, dass in unseren Aufstellungen im investor auch Einmalrabatte berücksichtigt sind. Beim Verbund macht der Einmalbonus immerhin 56 € aus.

Beim Vergleich ohne diese Lockangebote kommt man bei MyElectric in Oberösterreich am günstigsten weg. Hier liegt die Ersparnis bei 78,42€. Wieder anders fällt das Ranking aus, wenn der Kunde statt 500 kWh deutlich weniger Strom verbraucht, weil bei einigen Lieferanten die Stromrechnung zum Teil aus einer Fixpauschale besteht und diese hier prozentual zum verbrauchsabhängigem Teil stärker ins Gewicht fällt. Zu beachten ist außerdem, dass MyElectric dieses günstige Angebot nur Neukunden unterbreitet. Mit dem Tarif für Bestandskunden landet die Tochter von TIWAG und Salzburg AG nur unter "ferner liefen". "Unabhängig von den Eigentumsverhältnissen gelten Kunden von TIWAG oder Salzburg AG bei einem Wechsel zu MyElectric ebenfalls als Neukunden", erklärt Boltz.

Die Frage, ob man sich von Neukundenrabatten blenden lassen soll, beantwortet der E-Control-Chef so: "Für aktive Konsumenten, die sich künftig einmal pro Jahr informieren wollen, sind sie sehr wohl relevant. Wenn aber jemand nach dem Wechsel fünf Jahre seine Ruhe haben will, würde ich Neukundenrabatten eine geringere Rolle beimessen."

RANKING.
Im Preis mit 15 europäischen Großstädten ist Wien im September beim Gas-und Strompreis jeweils auf dem sechstletzten Platz gelandet, wobei sich das Erdgas-Ranking im Oktober weiter verschlechtern dürfte, denn per 1. Oktober wurden die Preise, bezogen auf den reinen Energiepreis, um 9,5 Prozent angehoben. Das ist österreichweit ein Spitzenwert (siehe Seite 34). Tiefer in die Tasche greifen müssen seit 1. Oktober auch die Kunden von EVN und Begas, während die Linzer bzw. Oberösterreicher nach Protesten noch eine Galgenfrist bis 15. bzw. 16. Oktober eingeräumt bekamen. Gut zu wissen ist daher, dass die Teuerungen in Oberösterreich in unseren Aufstellungen noch nicht enthalten sind. Wobei es generell notwendig ist, für jeden Ort in Österreich einen eigenen Vergleich anzustellen, denn laut dem E-Control-Vorstand sind die 130 Strombzw. 0 Gas-Anbieter jeweils nur in Teilen des Landes aktiv. Jeder Österreicher könne aber im Schnitt aus rund acht bis zehn Anbietern wählen.

TEURE PFLASTER
Im Erdgasbereich ist österreichweit das Einsparpotenzial bei einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh vom jeweils am häufigsten genutzen Produkt des lokalen Anbieters zum günstigsten Anbieter in Niederösterreich mit knapp 175 € am größten, gefolgt vom Burgenland mit 172€ und Wien mit mehr als 167 €.

In Tirol zahlen die Kunden bei der Tigas mit 1032 € inklusive Steuern und Netzentgelt im Österreich-Vergleich zwar relativ viel, dennoch gibt es keinen Lieferanten, der mit diesem Angebot mithalten kann bzw. mithalten will. Auch beim Strombereich ist das Einsparpotenzial für die Tiroler und auch für die Vorarlberger auffallend gering. Das liegt laut Boltz daran, dass die Stromerzeugung aufgrund der geografischen Lage dort günstiger ist und die reinen Energiekosten niedriger sind. Teilweise würden die höheren Preise im Osten aber auch aus den immer höheren Dividendenforderungen der Landeshauptleute resultieren.

PRIVATE PORTALE
Weil es in Wien relativ viele alternative Anbieter gibt, haben wir für die Bundeshauptstadt ein detailliertes Ranking jener Gas-und Strom-Anbieter erstellt, die günstiger sind als Platzhirsch Wien Energie.

Wer die Preise vergleichen will, muss dies aber nicht zwangsläufig bei der E-Control tun, denn es gibt auch private Portale. durchblicker.at etwa hat sein Angebot im Februar 2011 auf diesen Bereich ausgeweitet und laut Geschäftsführer Reinhold Baudisch bisher mehr als 1000 Abschlüsse erzielt. Abfragen gab es sogar von rund 200.000.

Mindestens zwei der Abfragen kamen von ihm selbst, denn auf die Frage, bei welchen Anbietern er denn persönlich sei und ob er auch schon gewechselt habe, kontert er fast wie aus der Pistole geschossen: "Ich bin bei Wels Strom und beziehe das Gas von der Kelag."

Es sei ja fast fahrlässig, wenn sich ein Konsument nicht um seine persönlichen Finanzen kümmere, sagt er. Kooperationen hat durchblicker.at aber nicht mit allen Anbietern am Markt, dafür verweist Baudisch auf die feineren Abstimmungsmöglichkeiten in der Eingabemaske seines Portals. Stolz erzählt er etwa von einem Filter für Ökostrom.

In der Praxis ist vielen Kunden punkto Strom-Herkunft das Hemd aber näher als der Rock. Die Antwort von E-Control-Chef Walter Boltz auf unsere diesbezügliche Anfrage fällt nämlich ernüchternd aus: "Wenn man die Leute fragt, gibt es eine deutliche Mehrheit, die sagen, sie wollen keinen Atomstrom. Wenn sie dafür aber einen um zehn Prozent höheren Strompreis in Kauf nehmen müssten, sinkt die Bereitschaft in der Praxis aber auf 15 bis 20 Prozent."




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