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Gewinn – Tendenz: leicht steigend

Verfasst am 09.05.2012


 

Die Kfz-Versicherungen werden nach einer langen Tiefpreisphase wieder teurer. Umso mehr Sinn macht es daher, einen Versicherungswechsel ins Auge zu fassen.

Einige Jahre lang unterboten sich die Versicherer gegenseitig mit günstigen Tarifen. Damit scheint es nun erst mal vorbei zu sein: "Aufgrund der stark gestiegenen Reparaturkosten - mehr als fünf Prozent im Jahr 2011 - entsteht Druck, die Preise zu erhöhen", erklärt etwa Norbert Griesmayr, Generaldirektor der VAV. "Die letzte Anpassung von rund zwei bis drei Prozent haben wir mit Februar 2012 vorgenommen", schildert Günther Weiß, Vorstandsvorsitzender der HDI. Und damit ist die HDI nicht alleine: "Die Bandbreite der Anstiege liegt heuer zwischen null und etwa sechs Prozent in der Kasko-Versicherung", fasst Ronald Baudisch vom Vergleichsportal Durchblicker.at die neuesten Entwicklungen in der Kfz-Versicherung zusammen. Von Durchblicker.at stammen übrigens auch die Prämienbeispiele auf den folgenden Seiten. (Anmerkung: es werden jeweils die zwölf besten Anbieter gezeigt, bloß bei Beispiel 3 wollten nur sechs Versicherer mitbieten.)

Noch einen Anlass gab es, Prämien zu erhöhen, und zwar in der Haftpflicht: Seit 1. Jänner 2012 ist eine Mindestversicherungssumme von sieben statt sechs Millionen Euro gesetzlich verpflichtend. Auch das soll vielerorts zu einer leichten Anhebung von bestehenden Verträgen geführt haben.

Doch dass man schon lange nicht mehr generell sagen kann, "Versicherer X ist der Günstigste", beweisen die hier abgedruckten Prämienbeispiele. Ist ein Versicherer in einem Beispiel besonders günstigt, hinkt er in einem anderen häufig hinterher und umgekehrt. Denn die Versicherer setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Will beispielsweise einer in einer bestimmten Region Marktanteile dazugewinnen, werden kurzfristig genau dort die Prämien gesenkt. Er ist dann etwa Bestbieter in Bregenz, nicht aber in Graz.

Bei einigen Risken sind sich die Versicherer hingegen einigermaßen "einig". So ist die Situation bei jungen Fahrern mittlerweile schwierig: Nur wenige Versicherer bieten derzeit unerfahrenen Fahrern überhaupt eine Haftpflicht an, selbst einer jungen Frau mit kleinem Auto - siehe Beispiel "Studentin". Die Wüstenrot hebt sich in diesem Beispiel preislich besonders positiv hervor - sie kostet hier etwa die Hälfte vom teuersten Anbieter.

Die UNIQA hat das Problem offenbar kürzlich erkannt und setzt nun wieder besonders auf die jungen: Mit "YoungDrive" gibt es ein Paket, das aus Haftpflicht, einem Assistance-Paket und einem Lenkerschutz besteht, für Fahrer unter 25. "Fixe Prämie, fixe Versicherungssumme, keine Bonus-Malus-Stufen", erklärt UNIQA-Vorstand Robert Wasner, und schadenfreie Versicherungszeiten kann man sich auf einen Folgevertrag anrechnen lassen. Allerdings: Wer ohnehin schon unfallversichert ist, benötigt keinen extra Lenkerschutz.

Beliebt: langjährige Fahrer

Ein gänzlich anderer Fall wird mit dem Beispiel des "Young Professional" gezeigt: ein 35-jähriger Mann mit einem BMW 318 i, Bonus-Malus-Stufe 3, inklusive Vollkasko. Hier tut sich die Grazer Wechselseitige hervor. Zufall oder Absicht? - Absicht: "Wir schauen speziell auf gute und langjährige Fahrer. Daher sind wir in den unteren Stufen bestrebt, günstige Rabatte anzubieten. Ab Stufe drei geht’s wirklich los - nicht nur der übliche Stufenrabatt, sondern zusätzlich ein Sonderrabatt", beschreibt Johannes Fuchs, Leiter u. a. der Kfz-Sparte in der Grazer Wechselseitigen, die Taktik des Hauses.

Und damit ist sie naturgemäß nicht alleine: Alle Anbieter reißen sich um sichere, langjährige Nicht-allzu-viel-Fahrer.

Eine andere Strategie hat sich Muki als junger Anbieter, der Marktanteile gewinnen will, an die Fahnen geheftet. Der ursprünglich durch seine Eltern-Kind-Spitalbegleittarife bekannt gewordene Versicherer mischt seit 2009 auch im Kfz-Geschäft mit. "Junge Lenker sind mit einem geringen Selbstbehalt ebenso willkommen wie erfahrene Lenker", erklärt Christine Fries, Leiterin Kfz- und Rechtsschutz. Allerdings verlangt die Muki für Jungfahrer unter 23 einen Selbstbehalt (weshalb sie im Vergleichsbeispiel "Studentin" nicht aufscheint).

Ganz unterschiedliche Bestbieter

Die VAV wiederum erklärt auf Anfrage zwar ausdrücklich den öffentlichen Dienst als besondere Zielgruppe, scheint ihre Rabatte aber auch dem Rest der Berufswelt zugute kommen zu lassen: Sie konnte sowohl im Beispiel "Familie (Kasko & Haftpflicht)" bei einem Ford Galaxy in Salzburg in Bonus-Malus-Stufe 5 als Bestbieter punkten als auch beim Beispiel "Etablierter": Hier wurde ein Audi A6 eines 60-jährigen Linzers in Stufe null abgefragt.

Etwas anders sieht es beim Beispiel "Zweitwagen" aus, wo für einen VW Golf einer 35-jährigen Grazerin Haftpflicht und Teilkasko abgeschlossen wurde, in Bonus-Malus-Stufe 9. Da konnte sich ZurichConnect als günstigster Anbieter durchsetzen, allerdings mit höherem Selbstbehalt in der Kasko als die nächstgereihten VAV und Wüstenrot.

Da nur für rund ein Drittel aller Pkws hierzulande eine Kaskoversicherung abgeschlossen wird, musste natürlich auch noch ein routinierterer Fahrer als die junge Studentin (in Beispiel 3) zu einem reinen Haftpflichttarif abgefragt werden:

Im sechsten Beispiel "Familie Haftpflicht" wurden für einen in Klagenfurt beheimateten Skoda Octavia in Stufe null die günstigsten Tarife abgefragt, und prompt sieht es wieder ganz anders aus: Hier ist die HDI Bestbieter.

Jetzt schon meist Unisex

Noch ein letztes Stichwort: das Geschlecht. Bis Dezember dieses Jahres müssen sämtliche Versicherungen sogenannte "Unisex-Tarife" eingeführt haben. Wird sich da etwas ändern? An sich sollten Frauen, da sie statistisch seltener in Unfälle verwickelt sind, derzeit günstiger kommen. GEWINN befragte die Versicherer und erfuhr Überraschendes: Im Kfz-Bereich haben die meisten schon in den letzten Jahren die Unterscheidung zwischen weiblichem und männlichem Fahrer aufgegeben.

Wechseln, aber richtig!

Selbst wenn Sie vor drei, vier Jahren beim damaligen Bestbieter Ihre Versicherung abgeschlossen haben, heißt das noch lange nicht, dass diese jetzt noch die für Sie günstigste ist. Ein paar Anregungen dazu finden Sie im Kasten "Die besten Spartipps" auf S. 82.

Wie kann man seine Versicherung eigentlich wechseln?

Die Kasko kann jährlich zum Ablauf (= Hauptfälligkeit laut Polizze) unter Einhaltung einer einmonatigen Kündigungsfrist gekündigt werden. In der Haftpflichtversicherung gilt grundsätzlich das Gleiche, bloß der Stichtag ist ein anderer. Anstelle der Hauptfälligkeit, die auf der Polizze steht, gilt hier das Datum des Versicherungsbeginns (z. B. 1. Juni 2008). Und ist das Datum kein Monatserster (z. B. 3. Juni 2008), so gilt der nächstfolgende Monatserste als Kündigungstermin (also 1. Juli).

Außerdem: "In der Haftpflicht hat man auch nach Prämienerhöhungen, selbst nach einer jährlichen Indexanpassung, binnen 30 Tagen nach Zugang ein Recht auf Kündigung", ergänzt Baudisch.

"Gewinn" Nr. 05/2012 vom 02.05.2012 Seite: 78,79,80,81,82 Ressort: Geld & Börse


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