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startablish.at – Interview mit durchblicker.at

Verfasst am 09.10.2015




Ob Strom oder Gas, Versicherungen oder Finanzen: Die Suche nach dem idealen Angebot gestaltet sich oft schwierig und unübersichtlich. Überfordert angesichts der großen Auswahl an Produkten wählt man oft das nächstbeste Angebot, was im direkten Vergleich sich dann meist als relativ kostspielige Angelegenheit herausstellt.

Durchblicker.at schafft im Dschungel der Fixkosten die notwendige Transparenz. Das erfolgreiche Startup wurde vor fünf Jahren von Micheal Doberer und Reinhold Baudisch gegründet um mit ihrem Onlinevergleichsportal den Markt aufzumischen.

Im Interview reden wir mit Mitbegründer Reinhold Baudisch über die Hürden des Gründens, Finanzierungsfragen und Ratschläge für Jungunternehmer.

Beschreib uns doch bitte, worum es bei durchblicker.at geht?

Durchblicker.at ist ein österreichisches Vergleichsportal. Das heißt, hier können Konsumenten Geld sparen, indem sie sich die günstigsten Angebote bei Fixkosten raussuchen.

Versicherungen, Energie, Finanzprodukte und Telekommunikationsdienstleistungen, das sind unsere vier großen Kategorien, in denen wir tätig sind und in denen wir einen schnellen und kostenlosen Marktvergleich anbieten. Wir filtern jedoch nicht nur das optimale Angebot für unseren Kunden heraus, sondern der Kunde kann auch gleich über die Plattform einen Vertrag abschließen. Das ist unser Leistungspaket.

Wie seid ihr denn auf diese Idee gekommen?

Die Idee ist eigentlich recht unromantisch aus einer Marktanalyse enstanden. Michael und ich haben einen Background in der strategischen Unternehmensberatung, wir waren beide früher bei „McKinsey“. Wir haben dort große europäische Finanzkonzerne beraten und bei der Betrachtung des österreichischen Marktes sind wir draufgekommen, dass österreichische Versicherungen viel teurer und von ihren Apparaten her viel ineffizienter als europäsche Mitbewerber sind. Aus diesem Grund haben wir uns überlegt, wie man dieses Problem lösen könnte und kamen letzten Endes zu dem Schluss, da fehlt ein Angebot.

Ursprünglich haben wir uns überlegt, ein spezialisiertes Versicherungsunternehmen zu gründen, das rein über Online-Vertriebskanäle mit österreichischen Kunden kommuniziert.

Diese erste Idee war aber sehr teuer, denn man braucht mindestens 40 Millionen Euro Startkapital. Somit haben wir sie auch relativ schnell wieder verworfen.

Ein neuer Plan musste her, um unsere Vision, günstige österreichische Versicherungsprodukte anzubieten, umsetzen zu könnten. Und da kam die Grundidee von durchblicker.at auf, es wäre doch schlau bestehende Produkte zu vergleichen und anzubieten, anstatt neue zu entwickeln. Wir wollten dem Konsumenten das für ihn optimale Produkt zeigen. Bei der Kfz-Versicherung sind es immerhin bis zu 700 Euro, die man sparen kann.

Nachdem Österreich ein kleiner Markt ist und Versicherungen oft nur „national“ nützlich sind, wollten wir unser Projekt von Anfang an größer aufziehen!

Es kommt der Punkt, an dem man eintauchen muss in das Startup, da geht es nicht mehr, daneben etwas anderes zu machen.

Und wie kommt ihr auf den Namen eures Unternehmens?

Der Name ‚durchblicker‘ steht für Transparenz – wir wollen unseren Kunden einen Durchblick durch den Dschungel der vielen Angebote verschaffen.

Und die Zahlen sprechen für sich! 2014 hatten wir 3 Millionen Visits auf unserer Plattform, im Jahr 2015 sind es sogar schon 5 Millionen!

Wie hat dein Werdegang vor dem Einstieg ins Berufsleben und der Gründung von durchblicker.at ausgesehen?

Ich habe an der Universität Wien studiert. Danach hat es mich nach Chicago gezogen, um an der „Kellog School of Management“ ein einjähriges Masterprogramm zu absolvieren. Vom Studium habe ich fachlich sehr profitiert und von meinen Mitstudenten habe ich viel über andere Kulturen gelernt. Das hatte sicher auch einen großen und vor allem positiven Impact auf mich, ich kann wirklich nur jedem empfehlen, einmal eine längere Zeit ins Ausland zu gehen.

Selbstständig sein, war das immer schon dein Plan oder war das ein überraschender Schritt für dich?

Selbstständigkeit war schon immer ein Teil meiner Lebensplanung! Wahrscheinlich auch deswegen, weil ich in einer Familie von Selbstständigen aufgewachsen bin. Meine Mutter hat damals ein Geschäft für Braut- und Abendmode im Teilzeitmodus hochgezogen. Heute beschäftigt der Betrieb 40-50 Menschen und ist Marktführer in Oberösterreich. Von klein auf war ich also mit den positiven und negativen Seiten des Unternehmertums konfrontiert. Ich habe für mich gelernt, dass ich ein Typ bin, der das möchte. Trotzdem habe ich meinen Lebensweg anders begonnen. Ich habe im Financial Service und in der Unternehmensberatung gearbeitet. Allerdings habe ich das eigentlich immer als mein analytisches Rüstwerkzeug und Ausbildung verstanden. Ich denke, in meinem Fall ist das auch ganz gut aufgegangen.

Wie lief die Anfangsphase von durchblicker.at? Gab es beim Gründen Probleme, die dir noch heute im Gedächtnis geblieben sind?

Gründen besteht eigentlich nur aus Problemen und das permanent. Wir arbeiten jetzt seit 5 Jahren an durchblicker.at. Seit acht Jahren bin ich selbstständig in der Gründung und im Aufbau. Als Gründer macht man oft zwei Schritte vor und dann wieder einen zurück. Das muss man akzeptieren, denn das gehört einfach dazu! Wenn man nicht bereit ist, Probleme als Herausforderungen anzusehen, sollte man es lieber gleich bleiben lassen.

Und wie habt ihr eure Idee finanziert?

Der Werdegang von durchblicker.at ist ja schon bekannt. Wir haben dann eine amerikanische Versicherung gefunden, die uns den Businessplan unserer ersten Idee abgekauft hat. Mit diesem Geld haben wir dann die Gründung von durchblicker.at finanziert.

Wir konnten einfach starten, haben uns einen Techniker geschnappt und losgelegt, ohne einen weiteren Businessplan zu schreiben. Anfangs haben wir das Ganze mit einem simplen Modell versucht, während ich gleichzeitig begonnen habe, Versicherungen zu akquirieren. Wir sind dann einfach online gegangen und haben es ausprobiert. Angesichts der Nachfrage der Kunden haben wir dann gesagt: „Okay, jetzt machen wir es groß“.

Zuerst benötigten wir Geld zur Organisation von Marketing und Vermarktung. Wir haben uns private Investoren gesucht und haben so Hansi Hansmann kennengelernt. Das war unsere erste externe Finanzierung. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits ein funktionierendes Business und auch die ersten Umsätze. Und dann folgte eine Förderung vom AWS.

Erst als alles richtig gelaufen ist, haben wir einen Businessplan geschrieben, der auch Hansi Hansmann überzeugte, weiterhin unser Unternehmen zu finanzieren. Im Juli 2014 hatten wir echt Glück, denn seitdem beteiligt sich ein großer amerikanischer Investor bei uns mit einem Minderheitsanteil.

Wie hat die Balance zwischen professioneller Hilfe und ihr macht die Arbeit selbst ausgesehen?

Wir haben eigentlich von Anfang an das meiste selber gemacht. Hansi Hansmann stand uns vor allem mit Geld und sehr viel Know-how zur Seite. Also ein Mix aus beidem!

Und wie lange hat es gedauert, bis ihr kostendeckend wirtschaften konntet?

Man kann es kritisch sehen und sagen, wir machen immer noch Verluste. Wir machen diese Verluste aber nicht, weil wir es müssen, sondern weil wir es wollen. Derzeit investieren wir sehr viel in Markenaufbau, Bekanntheit und Vermarktung, also den weiteren Aufbau. Das führt dazu, dass wir gerade enorme Marketingkosten haben. In Zeiten, wo wir das nicht tun, sind wir break-even. Die Phase, in der wir kostendeckend sind, haben wir also erreicht. Das war aber erst Ende 2014, Anfang 2015 geschehen. Wir verlassen diesen Weg der Tugend jedoch, weil wir wachsen wollen.

Nachdem sich durchblicker.at so positiv entwickelt, verändert sich auch euer Business Modell?

Nein, das hat sich nicht verändert. Wir starteten mit einem Modell, durch das wir durch die Vermittlung von Verträgen, Entgelte von Anbietern beziehen. Damit finanzieren wir uns bis heute. Der Vergleich bleibt kostenlos, anonym und werbefrei.

Wie schaut es mit dem Privatleben aus, musstest du sehr viele Abstriche machen wegen der Gründung eures Startups?

In der Gründungszeit gab es überhaupt keine Work-Life-Balance! Das ist wohl der Kernnachteil der Selbstständigkeit. Man arbeitet eben selbst und ständig. Zum Glück habe ich immer schon gerne und viel gearbeitet, obwohl ich auch ein Familienmensch bin. Es gibt Tage unter der Woche, da sitzen wir bis Mitternacht im Büro, aber das wird dann irgendwann zur Normalität.

Und wie sehen die Zukunftspläne von durchblicker.at aus?

Also die Weltherrschaft à la „Pinky and the Brain“ wollen wir nicht an uns reißen! Unsere angebotenen Produkte haben nationale Grenzen. Daher konzentrieren wir uns voll und ganz auf Österreich. Hier wollen wir eine relevante Rolle spielen, der Markt ist nämlich groß genug. Auf jeden Fall wollen wir wachsen – mittels zusätzlicher Vergleichskategorien.

Und als letztes natürlich – was würdest du im Nachhinein anders machen und deine Tipps für neue Startups?

Ich bin draufgekommen, dass man einerseits gewisse Voraussetzungen und andererseits kritische Erfolgsfaktoren in der Umsetzung benötigt. Der Glaube an das Startup selbst ist für mich eine zentrale Voraussetzung. Zweitens braucht es ein Team, das gut zusammenpasst und auch genügend Zeit hat. Es kommt der Punkt, an dem man eintauchen muss in das Startup, da geht es nicht mehr, daneben etwas anderes zu machen. Ich glaube, es ist wichtig, dass man ein bisschen Luft zum Atmen hat. Gründen bedeutet immer, über lange Strecken nichts bis wenig zu verdienen! Das muss man finanziell aushalten können. Man sollte also in einer Situation gründen, in der man schnell Umsätze machen oder eben diese Durststrecken überleben kann.

Zum Thema „kritische Erfolgsfaktoren“. Damit meine ich, dass man sich auf das Startup konzentrieren und Dinge machen sollte, die man auch extrem gut kann.

Und zum Schluss: Never give up!


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