derstandard.at – Staatliche Prämienkürzung kostet Bausparer bis zu 109 Euro – Nachfrage nach wochenlanger Debatte eingebrochen
Verfasst am 02.04.2012
Markterhebung von durchblicker.at: Mittlere Verzinsung sinkt auf 2,25 % p.a. - Verbraucherportal erwartet Nachbesserung durch Bausparkassen
Die Kürzung der staatlichen Prämie wird die österreichischen Bausparer mehr als 100 Euro kosten. Nach den wochenlangen Debatten ist die Nachfrage nach Bausparverträgen im Februar und März massiv eingebrochen. Das Verbraucherportal durchblicker.at rechnet aber damit, dass die Bausparkassen ihr Anspargeschäft in den kommenden Wochen mit Werbeaktionen wieder ankurbeln werden.
Der Nationalrat hat am Mittwoch die angekündigte Halbierung der Prämien von 3 auf 1,5 Prozent per 1. April 2012 ohne weitere Änderungen beschlossen. Wer jetzt einen Bausparvertrag abschließt und den maximalen Beitrag von 1.200 Euro pro Jahr einzahlt, erhält am Ende der Laufzeit zwischen 100 und 109 Euro weniger Ertrag, ergab ein aktueller Marktvergleich der Angebote aller Bausparkassen von durchblicker.at am Freitag.
Damit fällt der Ertrag bei Bausparverträgen nun um rund 15 Prozent geringer aus. Das aktuell attraktivste Angebot mit variablem Zinssatz erreicht nach der Prämienkürzung eine mittlere Verzinsung von rund 2,25 % nach KESt. pro Jahr. Bei Fixverzinsung sind es rund 2,00 % nach KESt. pro Jahr.
"Noch stärker als die Prämienkürzung selbst hat aber die breite öffentliche Debatte zur Verunsicherung der Konsumenten beigetragen", erklärt Reinhold Baudisch von durchblicker.at. Der kostenlose Online-Rechner des Verbraucherportals unter https://durchblicker.at/bausparen vergleicht die Angebote aller Anbieter am Markt. Gegenüber Dezember 2011 sind die Abfragen der Konsumenten auf durchblicker.at im März 2012 um 75 Prozent zurückgegangen. "Das lässt uns darauf schließen, dass die Nachfrage nach Bausparverträgen am Markt insgesamt massiv zurückgegangen sein muss", so Baudisch.
Laut dem Experten könnte sich dies negativ auf die Verfügbarkeit von Darlehen für die private Baufinanzierung auswirken. In den vergangenen Jahren sind die Bauspareinlagen stets über den Darlehen gelegen: 2011 erhöhten sich die Bauspareinlagen von 18,7 auf 19,6 Mrd. Euro und die Geldausleihungen von 17,6 auf 18,7 Mrd. Euro. Kehrt sich dieser Trend um, fehlt den Bausparkassen das Kapital um neue Darlehen auszugeben. Dadurch könnte es für Konsumenten in Zukunft schwieriger werden, ein Bauspardarlehen zu erhalten.
Das Vorliegen eines voll besparten Bausparvertrages könnte für die Darlehensvergabe wieder eine wichtige Voraussetzung werden. "Die Nachfrage nach Bauspardarlehen ist seit dem Wegfall der Fremdwährungskredite stark gestiegen. Durch den Einbruch bei den Einlagen können die Bausparkassen womöglich nicht mehr die gesamte Nachfrage nach Krediten bedienen und werden sich überlegen müssen, wem Sie ein Darlehen zuteilen und wem nicht", sagt Baudisch.
Allerdings rechnet man bei durchblicker.at damit, dass die Bausparkassen in den kommenden Wochen ihre Angebote für Sparer nachbessern werden. "Die Anbieter werden versuchen, das Anspargeschäft mit Werbeaktionen wieder anzukurbeln. Erste Signale dazu gibt es am Markt bereits", so Baudisch.
Durch die Wahl des besten Anbieters und den Abschluss eines Bausparvertrags im Internet mit Online Bonus können Konsumenten bereits jetzt bis zu 100 Euro mehr beim Bausparen herausholen und damit den Großteil des Effekts der staatlichen Prämienkürzung ausgleichen.