Gewinn – Sparpaket BOMBE 2: Bausparen & Zukunftsvorsorge
Verfasst am 07.03.2012
Bisher brummte das Geschäft der Bausparkassen, zusätzliche Prämien in einer Tiefzinsphase zogen bei den Sparern. Allein 2011 wurden 978.565 neue Bausparverträge abgeschlossen. Und auf der Darlehensseite boomt das Geschäft besonders seit dem Verbot von Fremdwährungskrediten für Private. Rund ein Viertel aller Wohnbaudarlehen stammen derzeit von Bausparkassen.
Mit der Halbierung der staatlichen Prämie, so malen derzeit die Bausparkassen den Teufel an die Wand, könnte aber sowohl das Spargeschäft zusammenbrechen als auch die private Immobilienkreditvergabe zum Erliegen kommen, denn: "Rund 50 Prozent der jährlich ausbezahlten Sparguthaben fließen in Wohnmaßnahmen, wie Studien belegen", betont etwa Manfred Url, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse.
Ganz so schlimm wird es wohl doch nicht werden: Im extremsten Fall, also wenn man bis zur Höchstfördersumme von jährlich derzeit 1.200 Euro einzahlt, verliert man in Hinkunft 18 Euro im Jahr. Da könnte vielleicht die eine oder andere Bausparkasse auch ein wenig drauflegen, wird vermutet, so wie es als Jahresendzuckerl auch jetzt schon häufig Usus ist.
Diese Vermutung teilt Reinhold Baudisch, Chef des Vergleichsportals durchblicker.at, das auch Bausparverträge vermittelt: "Eine Refinanzierung der Bauspardarlehen über Spareinlagen ist in Zeiten wie diesen immer günstiger als eine Refinanzierung über den Kapitalmarkt." Seine Prognose: "Die Bausparkassen werden deshalb auf die Einlagen nicht verzichten und auch in Zukunft ein attraktives Sparprodukt anbieten."
Spätestens wenn die Neuabschlüsse wirklich einbrechen, wird wohl da oder dort zähneknirschend aufgestockt werden, um das boomende Darlehensgeschäft weiterhin bedienen zu können.
Immerhin ein Problem wurde für die Bausparkassen gerade noch aus dem Weg geräumt: Kurz überlegte die Regierung, auf eine Rückforderung der halben Bausparprämie zu verzichten, wenn Kunden jetzt vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen. Ein Run auf die Bausparkassen hätte die Folge sein können, nun wurde dieses Zugeständnis an die Sparer doch wieder fallen gelassen. Sicherlich auch im Interesse der Kunden: Denn sie würden bei vorzeitigem Ausstieg erstens ihren höheren Zinsanspruch (Rückrechnung auf Mindestverzinsung) verlieren und müssten zusätzlich auch noch einen Verwaltungskostenbeitrag an die Bausparkassen zahlen (z. B. 0,5 Prozent), weil sie die vertraglich vereinbarte Sparleistung nicht erbracht haben.
Tipp: Derzeit kursieren Gerüchte, dass bei sogenannter "widmungsgemäßer Verwendung" des Bauspargeldes (Wohnraumschaffung und -sanierung, Bildung und Pflege) eine vorzeitige Auflösung ohne Verluste möglich sein soll. Das stimmt allerdings nur in Bezug auf die staatliche Prämie (Wichtig: Im Kündigungsformular die Art der "widmungsgemäßen Verwendung" ankreuzen!). Um den meist 0,5 Prozent betragenden Verwaltungsbeitrag plus einer starken Reduzierung der Verzinsung kommt man trotzdem nicht umhin, weshalb man außer bei akuter Geldnot Abstand davon nehmen sollte!
Quelle: "Gewinn" Nr. 03/2012 vom 07.03.2012 Seite: 28 Ressort: TITELGESCHICHTE