Die Presse – Etwas mehr Geld mit grünem Strom
Verfasst am 17.11.2015
Energie. Ob Bürgersolarkraftwerke oder Windkraftanleihen: Das Geschäft mit dem Ökostrom boomt immer noch. Und das, obwohl die Renditen deutlich gesunken sind.
Wien. Dass sich mit dem staatlich befeuerten Ökostrom-Boom recht ordentlich Geld verdienen lässt, ist ein alter Hut. Angesichts der Zinsen-Tristesse bei den Kreditinstituten erfreuen sich Beteiligungen an Windparks oder Solaranlagen allerdings immer noch regen Zukaufs. Und das, obwohl auch hier längst nicht mehr alles Gold ist, was grün glänzt. Jährliche Renditen rund um die zehn Prozent, wie sie vor einigen Jahren noch versprochen wurden, sind Geschichte. Aber etwas mehr als auf dem Sparbuch ist es dann meistens doch.
Längst haben auch die großen Energieversorger erkannt, dass sie sich ihre Kraftwerke relativ günstig durch die Bürger finanzieren lassen können. Die Wien Energie hat etwa in den vergangenen drei Jahren gut 20 Solar- und Windkraftwerke mit Bürgerbeteiligung gebaut. Das Konzept dahinter nennt sich Sale-and-Lease-Back. Die Wien Energie verkauft Solarpaneele um 950 Euro das Stück an die Bürger (maximal zehn pro Person) und mietet diese dann von den Eigentümern zurück. Die jährliche Miete beträgt 2,25 Prozent des eingesetzten Kapitals. Nach fünf bis 25 Jahren fließt der gesamte Einsatz zurück.
Auch hier war früher mehr drin: Noch zu Jahresbeginn zeigte sich das Unternehmen deutlich freigiebiger und bot 3,1 Prozent pro Jahr an. Zum Vergleich: Bei simplen Sparbüchern mit fünfjähriger Kapitalbindung gibt es zurzeit kaum mehr als zwei Prozent (nach Abzug der KESt), errechnete das Vergleichsportal durchblicker.at.
Pionier aus dem Waldviertel
Wer zumindest ein bisschen mehr Risiko eingehen möchte, kann sich alternativ dazu auch via Aktien oder Anleihen an Windkraftunternehmen beteiligen. Bekannte Adressen in Österreich sind hier etwa die Oekostrom AG, die Windkraft Simonsfeld AG oder die WEB Windenergie.
Das Waldviertler Unternehmen ist so etwas wie die Urmutter der Windkraft-Bürgerbeteiligungen in Österreich. Schon vor über zwanzig Jahren finanzierte die WEB das erste Windrad in Michelbach mithilfe der Bürger. Aktuell bietet der Windkraftbetreiber drei Unternehmensanleihen an. Die konservativste Variante der Green-Power-Anleihen läuft von 2015 bis 2020 und verspricht jährlich 2,75 Prozent Zinsen. Nach Abzug der KESt bleiben knapp zwei Prozent. Wer sein Geld bis 2025 binden will, erhält vier Prozent Rendite (vor Abzug der KESt). Allerdings auf einen schrumpfenden Einsatz, da jährlich ein Zehntel des Kapitals zurückgezahlt wird.
Bis zu 6,5 Prozent gibt es, wenn die Anleger auf einen fixen Rückzahlungstag verzichten und akzeptieren, dass die Zinszahlung direkt an den Unternehmenserfolg der WEB gekoppelt wird. Hier können Zinszahlungen freilich auch schnell einmal komplett ausfallen.
Quelle: "Die Presse" vom 16.11.2015 Seite: 17 Ressort: Sport