wienerzeitung.at – Sparer zahlen drauf
Verfasst am 30.10.2015
Weltspartag im Zeichen von Rekord-Niedrigzinsen - Kapitalertragsteuer und Inflation fressen Erspartes auf.
Wien. Zuschauen, wie ihr Erspartes weniger wert wird. Das müssen viele Österreicher, denn die Sparzinsen am heutigen Weltspartag sind auf einem historischen Tiefstand. Zwar locken die Banken mit Geschenken wie Plüsch-Elchen, PC-Spielen und einem Funk-Helikopter in ihre Filialen, an Zinsen gibt es für die Kunden aber kaum etwas zu holen.
Für jederzeit behebbares Geld sind lediglich bis zu 1,15 Prozent Zinsen drinnen, bei den meisten Großbanken deutlich weniger. Vor einem Jahr waren noch bis zu 1,4 Prozent Zinsen auf täglich fälliges Geld möglich, teilt das Vergleichsportal durchblicker.at mit.
"Die höchsten Zinsen gibt es aufgrund schlankerer Kosten bei Onlinebanken. Kunden, die auf persönliche Beratung Wert legen, müssen sich mit geringeren Zinsen zufriedengeben", sagt Martin Korntheuer, Konsumentenschützer in der Arbeiterkammer (AK). Wie ein AK-Test unter 34 Banken und vier Bausparkassen ergeben hat, liegt der Zinssatz für ein jederzeit behebbares Sparbuch derzeit nur zwischen 0,02 (Erste Bank) und 0,60 Prozent (DenizBank, Mindestsparsumme 100 Euro). Bei täglich fälligen Online-Sparkonten sind 0,063 (Raiffeisen NÖ-Wien) bis 1,15 Prozent (Neukundenaktion der Santander Cosumer Bank) drinnen.
Erspartes länger zu binden lohnt sich kaum mehr
Zieht man die Kapitalertragsteuer (KESt) ab, bleiben maximal 0,863 Prozent Effektivzinssatz übrig - also höchstens 8,63 Euro pro Jahr bei 1000 Euro Einlage. Bei einer Inflation von zuletzt anhaltend um die 1,0 Prozent - bevor die Rate im September auf 0,7 Prozent gesunken ist - verlieren Sparer an Kaufkraft.
"Wer vor fünf Jahren 1000 Euro aufs Sparbuch gelegt hat, bekommt heute dafür nur 1025 Euro", rechnet der Geschäftsführer der Erste Asset Management, Thomas Schaufler, vor. Zwischen 2010 und 2014 haben die Österreicher aufgrund der Mini-Zinsen auf Spareinlagen gegenüber 2005 bis 2009 rund 24 Milliarden Euro an Zinsen verloren.
Selbst bei einer längeren Bindung ist der Wert nicht immer gesichert: Bei einem Kapitalsparbuch mit einer Laufzeit von drei Jahren liegen die Zinsen zwischen 0,25 (Bawag PSK, Bank Winter) und 1,65 Prozent (RCI Banque SA). Und auch bei dem bei den Österreichern beliebten Bausparen beträgt der effektive Zins, mit staatlicher Prämie, Spesen und nach Abzug der KESt, bei derzeitiger variabler Verzinsung nur 0,62 bis 0,7 Prozent.