Bitte aktivieren Sie Javascript!

Netzgebühren 2023 & Entlastungen: So hoch fallen die Entgelte für Strom & Gas heuer aus

Verfasst am 01.03.2023


Nachdem die Netzentgelte für Strom und Gas mit Jahresbeginn stark gestiegen sind, greift ab 1. März 2023 eine neue Entlastungsmaßnahme: 80% der Mehrkosten bei den Strom-Netzgebühren werden vom Bund übernommen. Wie hoch die neuen Strom- und Gasnetzgebühren in Ihrem Bundesland ausfallen und welche Ersparnis das Maßnahmenpaket der Regierung bringt? Das erfahren Sie hier.


Foto: Shutterstock

Das erfahren Sie in diesem Blogartikel:

Überblick: Neue Netzentgelte 2023 & Entlastungspaket

Gute Nachrichten für Stromkund:innen: Mit 1. März 2023 sinken die Netzentgelte für Strom wieder. Diese hatten sich zuletzt mit Jahresbeginn stark erhöht. Grund dafür war vor allem die Verteuerung der Netzverlustentgelte.

Mit der neuen Entlastungsmaßnahme werden die Kostensteigerungen großteils wieder abgefangen. So sieht die Unterstützung im Detail aus:

  • Abgefedert werden die steigenden Strom-Netzentgelte.
  • Insgesamt werden 80% der Mehrkosten (die heuer im Vergleich zu 2022 anfallen) vom Bund übernommen.
  • Ein durchschnittlicher Familien-Haushalt spart laut durchblicker Berechnung dadurch rund 88€ im Jahr. Ein Pärchen-Haushalt zahlt um rund 47€ weniger.
  • Ab 1. März 2023 reduziert Ihr Netzbetreiber bzw. Stromanbieter die Strom-Netzentgelte automatisch. Als Stromkund:in müssen Sie nichts weiter tun.
  • Für die gestiegenen Netzentgelte bei Gas sind keine Entlastungen geplant.



Neue Netzentgelte für Strom 2023

Die Kosten der Stromnetzbetreiber entwickeln sich aufgrund der Investitionstätigkeiten für den Ausbau und den Erhalt des Stromnetzes regional unterschiedlich. Daher fallen auch die Netzkosten von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich hoch aus.

Hinzu kommt: Ein Bestandteil der Netzkosten - die Netzverlustentgelte - werden direkt von den Preisen an den Energiebörsen beeinflusst. Steigen die Strompreise, dann steigen auch die Netzverlustentgelte. Genau hier setzt die kostensenkende Maßnahme der Regierung an: 80% der Mehrkosten bei den Strom-Netzgebühren werden ab 1. März vom Bund übernommen.

Österreichweit erhöhen sich die Stromnetzentgelte laut E-Control für einen durchschnittlichen Haushalt (Jahresverbrauch von 3.500 kWh) im Schnitt somit nur noch um 9%. Das entspricht monatlichen Mehrkosten von rund 2 Euro. Ohne staatlichen Zuschuss hätte die Erhöhung 41% (durchschnittlich 9 Euro / Monat) ausgemacht.

Am höchsten steigen die Stromnetzentgelte in Innsbruck ( 16%), Tirol ( 16%) und Graz ( 16%). In Kärnten sorgt die Entlastungsmaßnahme dafür, dass die Strom-Netzgebühren sinken. Die Grafik unten zeigt, wie hoch die Netzentgelte trotz staatlicher Subventionierung in den anderen Bundesländern ausfallen.

Entlastung und Ersparnis bei Strom-Netzgebühren 2023

Um die hohen Netzkosten bei Strom - insbesondere die stark gestiegenen Netzverlustentgelte - abzufedern, übernimmt der Bund 80% der Mehrkosten.

Unsere durchblicker Energie-Expert:innen haben berechnet, wie viel ein durchschnittlicher Haushalt dadurch spart: Ein Familienhaushalt (4.000 kWh Stromverbrauch / Jahr) in Innsbruck wird mit rund 96 Euro entlastet. Einen Pärchen-Haushalt in Wien (2.000 kWh Stromverbrauch / Jahr) bringt die Entlastung rund 60 Euro an Ersparnis.



Neue Netzentgelte für Gas 2023

Auch die Gas-Netzentgelte verteuern sich im Jahr 2023 (Tirol ausgenommen). Der Grund: Steigen die Gaspreise, dann erhöhen sich auch die vorgelagerten Netzkosten.

Laut E-Control steigen die Gasnetzentgelte in Österreich durchschnittlich um 13%. Für einen Durchschnittshaushalt (Jahresverbrauch von 15.000 kWh) bedeutet das Mehrkosten von rund 42 Euro im Jahr bzw. 3,5 Euro im Monat. Eine Entlastung bei den erhöhten Gas-Netztarifen ist seitens der Regierung nicht geplant.

Am höchsten fallen die Erhöhungen der Gasnetzgebühren in der Steiermark ( 30%) und in Kärnten ( 24) aus. Gefolgt von Oberösterreich ( 23%), dem Burgenland ( 19%) und Niederösterreich ( 17%). In Wien bleibt die Anpassung mit 10% unter dem österreichweiten Durchschnitt. Ebenso in Vorarlberg ( 9%) und Salzburg ( 8%).

Nur in Tirol werden die Gasnetztarife nicht erhöht, sondern um -10% gesenkt, weil dort deutsche Netznutzungsentgelte schlagend werden. Diese wurden bislang (noch) nicht erhöht.

Keine Entlastungen für gestiegene Gasnetzentgelte

Der Bund übernimmt nur einen Teil der gestiegenen Strom-Netzentgelte. Für die Netzgebühren bei Gas ist kein Entlastungspaket geplant.

Tipp: Von welchen Entlastungspaketen Sie 2023 trotzdem profitieren können? Das ist mittlerweile gar nicht mehr so einfach zu überblicken: Klimabonus, Strompreisbremse, Netzkostenzuschuss für einkommensschwache Haushalte u.v.m. Hier finden Sie die Entlastungsmaßnahmen 2023 in Österreich im Überblick.


Was sind Netzentgelte?

Zugegeben: Viele fragen sich aktuell erstmals, was es mit den Netzentgelten genau auf sich hat. Wofür zahlt man Netzgebühren, wofür werden sie verwendet? Werfen wir hierfür zunächst einen Blick darauf, wie sich die Stromkosten zusammensetzen.

Wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Die Stromkosten bestehen aus 3 Teilen. Zum einen aus dem Strompreis. Der Rest entfällt auf Netzgebühren sowie Steuern und Abgaben (z.B. Gebrauchsabgabe, Elektrizitätsabgabe).



Den Strompreis können Sie durch die Wahl des Stromanbieters wesentlich beeinflussen. Denn während Sie Ihren Stromanbieter frei wählen können, ist das beim Netzbetreiber nicht der Fall. Ihren Netzbetreiber können Sie nicht wechseln.

Die Netzgebühren, Steuern und Abgaben sind gesetzlich vorgegeben. Die Höhe hängt unter anderem von Ihrem individuellen Stromverbrauch ab.

Gut zu wissen: Die bereits eingeführte Strompreisbremse gilt nur auf den Strompreis. Mit dem neuen Netzentgelt-Entlastungspaket werden 80% der Mehrkosten bei den Strom-Netzgebühren übernommen. Ein zusätzlicher Netzkostenzuschuss ist für einkommensschwache Haushalte vorgesehen. Die Abgaben auf Strom bleiben 2023 für alle Stromkund:innen reduziert: Die Ökostromförderkosten entfallen, die Elektrizitätsabgabe bleibt noch bis Juni 2023 reduziert.

Einfach erklärt: Strom Netzgebühren

Die Netzentgelte sind jene Gebühren, die Sie jährlich an Ihren Netzbetreiber zahlen. Die Kosten für das Netz werden dabei in verschiedene Entgelte unterteilt. Hier zwei Beispiele:

Zum einen zahlen Sie für die Nutzung des Netzes. Die Netznutzungsentgelte verwenden die Netzbetreiber, um ihre Aufwendungen für die Errichtung, den Ausbau, die Instandhaltung und den Netzbetrieb zu finanzieren.

Zum anderen fallen bei Strom auch Netzverlustentgelte an. Netzverlustentgelte entstehen physikalisch bedingt im Stromnetz. Oder genauer gesagt: “Durch das Netzverlustentgelt werden dem Netzbetreiber jene Kosten abgegolten, die dem Netzbetreiber für die Beschaffung der für den Ausgleich von Netzverlusten erforderlichen Energiemengen entstehen.” (E-Control)

Es gibt auch noch weitere “Systemnutzungsentgelte” wie beispielsweise Entgelte für Messleistungen.

Einfach erklärt: Gaspreis und Gas Netzgebühren

Auch die Gaskosten bestehen aus 3 Komponenten: Gaspreis, Netzgebühren sowie Steuern und Abgaben (z.B. Erdgasabgabe). Die Netzgebühren bei Gas umfassen zum Beispiel Netznutzungsentgelte oder Entgelte für Messleistungen und Ablesung.

Eine Entlastung bei den steigenden Gas-Netzgebühren ist seitens der Regierung nicht geplant. Allerdings gilt bis Juni 2023 noch die reduzierte Erdgasabgabe (-90%).

Wie werden Netzentgelte berechnet?

Die Netzgebühren werden per Verordnung von der zuständigen Regulierungsbehörde E-Control auf Basis gesetzlicher Grundlagen festgelegt (Systemnutzungsentgelte-Verordnung). Die Netzentgelte werden immer zu Jahresbeginn (Jänner) angepasst und sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Wie hoch die Netzentgelte schlussendlich auf Ihrer Strom- oder Gasrechnung ausfallen, das hängt unter anderem auch mit Ihrem individuellen Strom- oder Gasverbrauch zusammen.

Warum gibt es regionale Unterschiede bei den Netzentgelten?

Die Unterschiede bei den Netzentgelten sind auf verschiedene Investitionstätigkeiten je Netzgebiet zurückzuführen. Beim Ausbau und Betrieb der Netze spielen auch geografische und geologische Faktoren eine Rolle. Das erklärt, warum die Netzentgelte von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich hoch ausfallen.

Warum steigen die Netzgebühren 2023 so stark an?

Die Kosten der Stromnetzbetreiber entwickeln sich aufgrund der Investitionstätigkeiten für den Ausbau und den Erhalt des Stromnetzes regional unterschiedlich (Netznutzungsentgelte).

Ausschlaggebend für die steigenden Netzgebühren bei Strom sind 2023 auch die hohen Netzverlustentgelte. Diese entstehen physikalisch bedingt im Stromnetz. Jährlich werden rund 3,1 Terawattstunden (TWh) Strom gebraucht, um die Verluste zu kompensieren. Da dieser Strom seit Anstieg der Strompreise zu höheren Kosten eingekauft werden muss, wird das den Stromkund:innen weiterverrechnet.

Allerdings wird eine neue Entlastungsmaßnahme der Regierung die Mehrkosten der gestiegenen Netzgebühren bei Strom um 80% abfedern.

Für die steigenden Gasnetzentgelte ist keine Entlastungsmaßnahme seitens der Regierung geplant. Aufgrund der steigenden Gaspreise erhöhen sich auch die vorgelagerten Netzkosten durch die Verrechnung der mengenbasierten Netznutzungsentgelte für Fernleitungsnetzbetreiber.


Kommentare:

Ihre Email Adresse wird nicht veröffentlicht.
Abschicken

Kommentare


durchblicker.at am 06.03.2023

Lieber Herr Resch, Sie finden die Netzgebühren auf der Abrechnung Ihres regionalen Netzbetreibers oder auf Ihrer Gasrechnung (sofern Sie eine "Rechnung aus einer Hand" gewählt haben). Mit freundlichen Grüßen, Ihre durchblicker Expert:innen

Resch Franz am 04.03.2023

Ich suche die netzengelte, das was ich für meinen Gasverbrauch zu bezahlen habe. Wo finde Ich die?

Peter Maier am 01.03.2023

Wenn man sich die Tarifliste der Netzbetreiber ansieht, hat das nichts mit den Bezeichnungen auf der Stromabrechnung zu tun - sieht völlig anders aus... Warum kann man nicht auf der Tarifliste anführen: Grundpreis/Arbeitspreis/Netzverluste/Messpreis? Eine Frage noch: es gibt auf der Strom-RE unterschiedliche Tarife (pro kWh) für HAUSHALTSTROM und WÄRME. Ist das im Tarif 1-2/23 und ab 3/23 auch so und in welcher Höhe?

Reinhard am 23.02.2023

Liebe Durchblicker, lasst mich auch durchblicken und erklärt mir bitte: Wie rechtfertigt sich z.B. die EVN für die Erhöhung der Netzverlustegebühr von (ohne Steuer) 2021/ 0,203 Cent auf 2023/ 2,225 Cent. Die Physik hat sich mWn nicht geändert und selbst durch die Abzockervereinbarung "Strompreis Abhängig vom Gaspreis" mit einer Preisspitze im Herbst 2022 kann ich die Erhöhung um das mehr als Zehnfache für vorab einmal das ganze Jahr 2023 nicht nachvollziehen. Müssen wir, wenn sich die Situation mit der Bindung zum Gaspreis nicht ändert, mindestens in den nächsten 10 Jahren mit solcher Abzocke rechnen? Denn ohne Gaskraftwerke werden wir bei Windstille (PV macht Kraut nicht fett) unseren Spitzenbedarf an Strom nicht decken können. Vorab vielen Dank für eure Beantwortung LGR