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Verbund hält an umstrittenem Gas-Kraftwerk Mellach fest

Verfasst am 24.05.2011


Verbund-Chef Anzengruber hat laut "trend" erstmals öffentlich eingestanden, dass das Ende 2011 ans Netz gehende Gaskraftwerk Mellach in einem "worst-case-Szenario" künftig bis zu 25 Millionen Euro Verlust machen könnte, anstatt Geld zu verdienen. Global2000 kritisiert den Verbund scharf und fordert ein Einschreiten des zuständigen Ministers.

"Ökostrom verschmutzt nur die Stromnetze"

Den mehrheitlich staatlichen Verbund-Konzern plagen derzeit Sorgen rund um sein Gaskraftwerksprojekt in Graz/Mellach, das unter anderem wegen des steigenden Stromanteils aus Wind- und Solaranlagen zum Verlustbringer zu werden droht. In der kommenden Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "trend" bestätigt Verbundchef Wolfgang Anzengruber interne Berechnungen, wonach alleine das Ende 2011 ans Netz gehende Kraftwerk in Mellach in einem "worst-case-Szenario" künftig bis zu 25 Millionen Euro Verlust machen könnte, anstatt Geld zu verdienen. Anzengruber: "Dieser Ökostrom verschmutzt nur die Stromnetze." Beim Verbund befürchtet man, dass die Betriebszeiten zu gering sein könnten. Vor allem deswegen, analysiert der "trend", weil man sich mit dem Gashändler Econgas (u. a. OMV, EVN) auf einen 15-jährigen, unkündbaren Liefervertrag für jährlich 750 Millionen Kubikmeter Erdgas eingelassen hat. Das verursacht über die Vertragslaufzeit schon zu heutigen Gaspreisen rechnerisch Kosten über zwei Milliarden Euro. Anzengruber möchte wegen der unsicheren Aussichten den Vertrag jetzt neu verhandeln.

Global2000: "Ökostromausbau darf nicht Fehlplanungen des Verbund geopfert werden"

Global2000 kritisiert in einer Aussendung den Verbund-Chef scharf: Er habe jetzt zugegeben, was Umweltschützer seit Jahren behaupten. Wird Ökostrom ausgebaut, ist das Gaskraftwerk Mellach bei Graz überflüssig und würde sich nicht rechnen. Global2000 fordert jetzt ein energisches Einschreiten des Bundes. Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von GLOBAL 2000: "Minister Mitterlehner muss jetzt als Eigentümervertreter beim Verbund die Notbremse ziehen. Er muss verhindern, dass der Verbund sein ökologisches und wirtschaftliches Grab schaufelt. Wir erwarten uns von Minister Mitterlehner jetzt eine klare Prioritätensetzung in Richtung Ökostrom. Wir befürchten, dass die E-Wirtschaft hinter den Kulissen ein ambitioniertes Ökostromgesetz verhindern will, um ihre Fehlinvestitionen zu kaschieren. Doch der Ökostromausbau darf nicht verhindert werden, nur weil der Verbund eine rückwärtsgewandte Investitionspolitik verfolgt," so Wahlmüller. "Konkret soll Minister Mitterlehner jetzt eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen und verhindern, dass in Mellach die zweite Mega-Gasturbine angeliefert wird, womit das Millionengrab komplett wäre. Stattdessen soll er ein taugliches Ökostromgesetz vorlegen," fordert Wahlmüller weiter.

UmweltschützerInnen haben schon seit langem darauf hingewiesen, dass das Gaskraftwerk in Mellach überdimensioniert ist. Das Kraftwerk würde soviel Strom produzieren wie zwei Drittel des gesamten steirischen Stromverbrauchs und ca. zwei Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Nur ein Bruchteil der Abwärme könnte genutzt werden. "Ineffizient, klimaschädlich und rückwärtsgewandt, so zeigt sich leider die Investitionspolitik des Verbund," kritisiert Wahlmüller. "Eine Milliarde Kapitalerhöhung hat der Verbund vergangenes Jahr von der öffentlichen Hand bekommen. Jetzt muss die Politik einschreiten und eine Kehrtwende in der Verbund-Investitionspolitik durchsetzen," so Wahlmüller abschließend.

Quellen: APA-OTS, Global2000

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